Was sind innere Antreiber?

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Bist Du jemand, der fortwährend auf jedes kleine Detail achtet? Oder willst Du es permanent allen Leuten recht machen? Denkst Du, das müsse immer so sein? Leidest Du oder leiden andere manchmal darunter? Dann könnte es sein, dass Du von den sogenannten „inneren Antreibern“ gelenkt wirst. 

Das Modell der inneren Antreiber stammt vom kanadisch-US-amerikanischen Psychiater Eric Berne, der fünf verschiedene Ausprägungen unterschieden hat, die ich nachfolgend näher vorstellen werde: 

  1. Sei stark!
  2. Sei perfekt!
  3. Mach es allen recht!
  4. Streng Dich an!
  5. Beeile Dich!

Kommen Dir diese Formulierungen bekannt vor? Möglicherweise erinnern sie Dich an das eine oder andere elterliche Gebot. Was ursprünglich von den Eltern gut gemeint war, um uns zu motivieren und besser auf das Leben vorzubereiten, kann sich so stark im Unterbewusstsein ausbreiten, dass wir denken, es sei ein Teil von uns. Nachdem das alles auf unterbewusster Ebene abgelaufen ist, könnte es im Laufe des Lebens eine seltsame Eigendynamik entwickelt haben. 

Wie der Name bereits sagt, treiben sie uns an. Wir glauben, wenn wir sie brav befolgen, zu mehr Erfolg und Anerkennung zu gelangen. Im Übermaß wirken sie jedoch nicht mehr inspirierend, sondern bringen nur noch mehr Stress. Wir erreichen das genaue Gegenteil von dem, was wir uns erhoffen. Wenn sie nämlich die ursprüngliche Idee, uns mehr zu motivieren, überlagern und wir fast wie unter einem blinden Zwang agieren. Das kann dazu führen, dass wir nicht nur unser eigenes Verhalten streng kontrollieren, sondern auch das von anderen Menschen. 

Wie das in der Praxis aussieht, schauen wir uns jetzt beispielhaft für Autoren, Autorinnen, Kreative und Selbstständige an.

1. Sei stark!

Manche Menschen haben das Gefühl, ständig stark und unerschütterlich wirken zu müssen, um Vertrauen und Autorität auszustrahlen. Das ist gerade bei Selbstständigen weitverbreitet und kann dazu führen, dass sie persönliche Herausforderungen ignorieren, um Schwäche zu vermeiden, was langfristig gesehen ihrer Gesundheit und Effektivität schadet.

Auch Kreative könnten denken, dass sie immer Stärke zeigen müssen, um in einer oft als unsicher empfundenen Branche zu überleben. Dies kann zu einem Mangel an Verletzlichkeit führen, die jedoch für echte kreative Ausdrucksformen notwendig ist.

2. Sei perfekt!

Das Streben nach dem perfekten Text kann dazu führen, dass jemand endlose Gedankenschleifen hat, bevor er sich endlich hinsetzt, um ihn endlich aufzuschreiben. Ebenfalls verbreitet ist endloses Überarbeiten, wobei nie ein Punkt erreicht wird, an dem jemand bereit ist, die Arbeit zu veröffentlichen. Dies kann Schreibblockaden und Frustrationen verstärken.

Auch andere Kreative können sich selbst blockieren, indem sie das perfekte Foto, das perfekte Bild, die perfekte Skulptur, den perfekten Song, den perfekten Podcast, das perfekte Video erstellen wollen. Das kann von der Idee bis zur Umsetzung zu Verzögerungen und einer Verringerung der Veröffentlichungsfrequenz führen, was letztlich das kreative Wachstum beeinträchtigen kann. Wir lernen bekanntlich, indem wir etwas wiederholt ausführen und nicht, indem wir uns permanent daran hindern.

Viele Gründer und Gründerinnen tüfteln monatelang an der vermeintlich perfekten Produkt- oder Dienstleistungsidee. Sie denken, diese müsste erst perfekt sein, bevor sie diese einer potenziellen Kundschaft präsentieren. Der falsch verstandene Perfektionismus führt nicht nur zu unnötigen Verzögerungen, sondern ist oft kostspielig, weil Prototypen entwickelt werden, die keiner haben will, weil die Bedürfnisse derjenigen, die später das Produkt kaufen sollen, zu spät berücksichtigt werden.

3. Mach es allen recht!

Wer regelmäßig etwas veröffentlicht, könnte versucht sein, alle Themen zu vermeiden, die auch nur geringfügig polarisieren könnten, um keinesfalls das Publikum zu vergraulen. Die Menschen spüren es, ob jemand nur etwas vorgibt, oder ob er echt ist. Tiefe und Authentizität sind für den Aufbau von treuen Fans entscheidend. 

Ein übermäßiges Bedürfnis, allen Kunden und Kundinnen gerecht zu werden, kann dazu führen, dass sich Selbstständige zu sehr anpassen. Dadurch versäumen sie, notwendige, aber möglicherweise unangenehme Wahrheiten anzusprechen, was die Effektivität ihrer Arbeit beeinträchtigen kann. Das gilt ganz besonders für jene, die Dienstleistungen anbieten.

4. Streng Dich an!

Viele Autoren und Autorinnen glauben, dass Quantität wichtiger als Qualität ist. In Social Media veröffentlichen viele die Anzahl der geschriebenen Worte oder Seiten.  Das kann das bei manchen zu einem Gefühl der Unzulänglichkeit führen, wenn man nicht so viel oder nicht so schnell schreibt oder die gewünschten Ergebnisse nicht sofort sichtbar sind. Dadurch wird der Wert von Ruhe und Inkubationszeit für kreative Prozesse völlig ignoriert.

Das ständige Bestreben, härter zu arbeiten, kann bei Selbstständigen und Kreativen zu einem Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben führen, mit wenig Zeit für Erholung, persönliche Interessen oder soziale Beziehungen. Dies kann zu Erschöpfung, einem Verlust der Kreativität oder wertvoller Menschen führen und ist gerade für all jene, die kreative Lösungen im Beruf bieten, fatal.

5. Beeile Dich!

Wenn sich jemand ständig unter Druck setzt, um schnell den nächsten Text, den nächsten Song, das nächste Kunstwerk oder Inhalte für Social Media zu produzieren, um mit den Algorithmen oder den Erwartungen des Publikums Schritt zu halten, kann möglicherweise nicht die gleiche Qualität liefern. Dies kann langfristig das Image und die Beziehung zum Publikum oder zu den Lesenden schädigen.

Bei Selbstständigen wird Schnelligkeit oft als entscheidend angesehen, um als Erster auf dem Markt zu sein oder neue Ideen umzusetzen. Dies kann jedoch auch zu überstürzten Entscheidungen, mangelhafter Planung und Burn-out führen.

Was Du tun kannst

Selbstreflexion durch Schreiben kann Dich dabei unterstützen, Deine im Unterbewusstsein wirkenden inneren Antreiber sichtbar zu machen. Zusätzlich findest Du hier Fragen, die Du dazu nutzen kannst, schriftlich über die inneren Antreiber zu reflektieren:

  1. Wann habe ich das Gefühl, stark sein zu müssen, obwohl es nicht so ist?
  2. Wie würde sich mein Leben verändern, wenn ich zeigen würde, wie ich mich gerade fühle?
  3. Was bedeutet für mich „perfekt“ und wie realistisch ist es, dass dies jemals erreicht wird?
  4. Was würde passieren, wenn ich etwas nicht 100 Prozent „perfekt“ mache?
  5. Wann ignoriere ich meine eigenen Bedürfnisse, weil mir andere Menschen wichtiger sind?
  6. Was passiert, wenn ich versuche, es anderen recht zu machen und es ihnen trotzdem nicht gefällt?
  7. Woran erkenne ich, dass ich erfolgreich bin? An den Anstrengungen oder an den Ergebnissen?
  8. Was kann ich tun, um gleiche Ergebnisse mit weniger Anstrengung zu erzielen?
  9. Wie kann ich ein gesünderes Verhältnis zu Zeit und Produktivität entwickeln, das Qualität über Geschwindigkeit stellt?
  10. Was sind die langfristigen Folgen für mich und meine Arbeit, wenn ich ständig unter Zeitdruck stehe?

Indem Du Dir gelegentlich diese Fragen durcharbeitest und zusätzlich Deine Tagebuch- oder Journaleinträge durchliest, kannst Du den inneren Antreibern auf die Schliche kommen und überprüfen, ob Du nur engagiert und motiviert bist oder ob Du es bereits übertreibst.

Ich hoffe, dieser Beitrag war hilfreich für Dich. Falls Du spezifische Fragen hast, hinterlasse einen Kommentar oder komme in meine kostenlose Facebook-Gruppe und stelle mir gerne dort Deine Frage.



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